Vizetitel am Erzberg

Das extrem harte Terrain des Erzberg Rodeo 2008 erwies sich für die beiden Werksfahrer von BMW Motorrad, Andreas Lettenbichler und Gerhard Forster, sowie ihr Arbeitsgerät, die BMW G 450 X, als perfekter Spielplatz. Mit einem sensationellen zweiten Platz und einer weiteren Top Ten-Platzierung eroberte sich BMW Motorrad einen festen Platz in der Weltspitze der Extrem-Enduro-Szene. Dabei wäre für „Letti“ beim abschließenden Hare Scramble, dem Höhepunkt des Erzberg-Wochenendes, bei strahlendem Wetter sogar der Sieg drin gewesen. Ihm war bereits an Checkpoint 2 nach optimalem Start und in Führung liegend nach einer Felsberührung eine Fußraste gebrochen, und er musste mit diesem nicht unerheblichen Handicap fast das komplette Rennen absolvieren. Und dann brach ihm zwischen den Felsen des brutalen Gerichtsgrabens auch noch die Schaltwelle, und er musste den Rest der Folterstrecke im ersten Gang fahren. Am Ende war trotzdem nur der Pole Taddy Blazusiak schneller. Der Rest der Enduro-Weltelite, fast alle auf leichteren Zweitaktern unterwegs, hatte gegen den 33-jährigen Rosenheimer keine Chance.

Der 7. Platz von Gerhard Forster ist ebenfalls eine tolle Leistung, und auch bei ihm wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen. Er kam im berüchtigten „Gerichtsgraben“ aus der Spur und musste sich über gewaltige Felsbrocken mühsam zurück auf die Ideallinie kämpfen. Das kostete ihn zwei Plätze.

Das Hare Scramble 2008 war das bislang härteste in der Erzberggeschichte. Vor allem die letzte Sektion, die Reitwagen-Klamm, war praktisch nicht fahrbar.

Am Tag vor dem Hare Scramble hatte Andreas Lettenbichler bereits beim Rodeo-X Endurocross eine phantastische Leistung geboten. Auf dem selektiven Parcours, der ähnlich wie ein Lauf zur Indoor-EnduroWM gesteckt war, holte sich Andreas Lettenbichler ebenfalls den zweiten Platz in einem Fahrerfeld, in dem die 17 weltbesten Extrem-Enduro-Fahrer versammelt waren.

Die Qualifikation bei den beiden Prologen war für die beiden BMW-Werksfahrer eine reine Formsache. Sie holten sich als 9. bzw. 13. sichere Plätze in der ersten Startreihe.

Andreas Lettenbichler: „Der Erzberg war härter denn je und mit brutalen Gemeinheiten gespickt. Der Gerichtsgraben war der totale Wahnsinn, und die Reitwagen-Klamm setzte noch eins oben drauf. 20 Mann mit Seilen zogen die Fahrer dort rauf. Ohne Hilfe war das nicht machbar. Am 2. Checkpoint brach ich mir die Fußraste ab, und zuguterletzt brach mir im Gerichtsgraben auch noch die Schaltwelle. Ich musste den Rest im ersten Gang fahren. Also hab ich mich kräfteschonend ins Ziel gerettet. War ganz easy…“

Gerhard Forster: „Da wäre für mich noch ein wenig mehr drin gewesen; allerdings nicht kräftemäßig. Ich bin beim Start relativ schlecht weggekommen, hab mich dann bis auf Platz 5 vorgekämpft. Im Gerichtsgraben bin ich dann etwas vom Kurs abgekommen und mitten in den Felsen gelandet. Das hat mir zwei Plätze gekostet. Das Bike hat super gehalten. Überhaupt: Es ist einfach ein Traum mit dieser 450er Auffahrten hochzujagen. Einfach Gas geben, und rauf geht’s.“

Teamchef Wolfgang Fischer: „Wir waren am Erzberg nur mit einer ganz kleinen Truppe, weil wir noch Parallelveranstaltungen in Walldorf und Spanien hatten. Als kleines, aber hoch engagiertes Team haben wir gezeigt, was mit einem modernen Viertakter gegen eine ganze Armada von leichten Zweitakt-Motorrädern möglich ist. Unter den Top-Ten finden sich nur BMW-Viertakter. Das spricht doch für sich. Die Leistung von Andreas Lettenbichler ist sensationell. Bis zum Checkpoint 2 führte er das Feld an. Dort verlor er eine Fußraste. So konnte er Blazusiak leider nicht halten. Ich bin sehr glücklich, dass wir jetzt so weit sind, vorne mitzufahren. Jetzt können wir attackieren. Jetzt geht’s vorwärts.“

Ergebnis RED BULL HARE SCRAMBLE
1. Taddy Blazusiak (POL, KTM), 1:20:13
2. Andreas Lettenbichler (GER, BMW Motorrad Motorrsport), 1:35:58
3. Paul Bolton (UK, Honda), 1:38:03
4. Cyril Despres (AND, KTM), 1:38:22
5. Kyle Redmond (USA, Christini KTM), 1:42:19
6. Geoff Aaron (USA, Christini KTM), 1:45:32
7. Gerhard Forster (GER, BMW Motorrad Motorsport), 1:46:15
8. Chris Birch (NZL, KTM), 1:47:35
9. Juha Salminen (FIN, KTM), 1:51:19
10. Mark Jackson (UK, KTM), 2:04:45